Anspannung im Ruhrgebiet nach Ausschreitungen: Krankenhaus in Bottrop geschützt
Die Stimmung im Ruhrgebiet bleibt nach den schweren Ausschreitungen in Castrop-Rauxel und Essen weiterhin angespannt. Am Montagabend musste die Polizei ein Krankenhaus in Bottrop schützen, nachdem ein junger Libanese angefahren worden war. Großfamilien vermuteten eine gezielte Attacke von Syrern.
Der Vorfall ereignete sich auf einer Straße nahe dem Bottroper Museum, bei dem der junge Mann in einen Unfall verwickelt war und angeblich schwere Verletzungen erlitt, darunter vermutlich zwei gebrochene Beine. In der libanesischen Community kursierten sofort Gerüchte, dass es sich um einen heimtückischen Anschlag von feindlich gesinnten Syrern handelte, als Rache für einen lebensgefährlich verletzten Landsmann in Castrop-Rauxel. Über Handys alarmierten sich die arabischen Großfamilien gegenseitig, und mehr als 50 Libanesen kamen nach Bottrop und belagerten das Marienhospital, in dem der Angefahrene operiert wurde.
Die Polizei sicherte das Krankenhaus mit zahlreichen Beamten und Hundeführern. Ein Polizeisprecher konnte bisher nicht bestätigen, dass es sich um eine gezielte Attacke handelte, sondern geht derzeit eher von einem Unfall aus. Die Ermittlungen zum genauen Hergang laufen jedoch noch.
Vor dem Marienhospital herrschte dennoch eine angespannte Stimmung, auch aufgrund von provokanten Videos, die offenbar erneut von Syrern, teilweise vermummt, durch die Essener Innenstadt verbreitet wurden.
Die Situation in Bottrop beruhigte sich gegen Mitternacht. Aus der Klinik wurde bekannt gegeben, dass der Zustand des Verletzten stabil ist. Vor dem Krankenhauseingang befand sich nur noch eine kleine libanesische Abordnung. Einzelheiten zum Unfallhergang will die Polizei am Dienstag bekannt geben.
Hintergrund des Clan-Kriegs Seit Tagen herrscht ein brutaler Clan-Krieg im Ruhrgebiet, der in Castrop-Rauxel begann, dann in Essen eskalierte und nun in Bottrop fortgesetzt wird. Auslöser der Straßenschlachten war ein Streit zwischen spielenden Kindern in Castrop-Rauxel, der von immer mehr Erwachsenen angeheizt wurde. Am Ende wurde ein Syrer (23) lebensgefährlich niedergestochen, woraufhin eine Mordkommission ermittelt. Es geht dem Opfer mittlerweile besser, ob es jedoch in einer Essener Moschee zu Friedensgesprächen kommt oder der Clan-Krieg auf der Straße fortgesetzt wird, hängt von seiner Genesung ab, so die syrischen Paten.